Photovoice: Begegnen und Verstehen

Erklärvideo: Was ist Photovoice?

Videodesign: Kahlo

Konzept: StilBruch-Team vom GePGeMi e. V.

 

Der neue Workshop „Photovoice: Begegnen und Verstehen“ vom GePGeMi e. V. bietet Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte einen Anlass zum produktiven Austausch über vielfältige Alltagserfahrungen in Deutschland an.

Workshop-Inhalt

*Die Teilnahme ist kostenfrei. 

*Die Sitzungen werden auf Deutsch durchgeführt. (ggf. mit einer Übersetzung ins Thailändische, Vietnamesische, Koreanische, Japanische oder in andere Sprachen wie z. B. Arabische. Bitte bei der Anmeldung anfragen.) 

  • Der Workshop besteht aus 6. Sitzungen vom 12. Sep. bis zum 21. Nov. 2020 (alle 2 Wochen samstags).
  • Das Ergebnis wird im Dezember 2020 in Form einer Internet-Ausstellung veröffentlicht, um noch weitere Menschen mit dieser Vielfältigkeit zu begeistern.

Für wen? 

Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich dafür interessieren, Lebensweisen und Erfahrungen von Menschen mit asiatischen Migrationsgeschichte in Deutschland zu erfahren, darüber hinaus über sie zu diskutieren und zu reflektieren.

Workshopleitung

 

Dr. Min-Sung Kim

Projektleiter für "Perspektivenwechsel: Interkulturelle Öffnung der Behinderten- und Altenhilfe" beim Paritätischen Gesamtverband

Dozent an der Alice Salomon Hochschule für das Thema "Migration und Gesundheit"



Einführung und Kennenlernen im Preußenpark am 12. Sep. 2020

Am schönen, sonnigen Samstag, den 12.09.2020, fand der erste Workshop Photovoice im Rahmen des Projekts „StilBruch – Empowern, Begegnen und Verstehen“ im Preußenpark in Wilmersdorf statt. Die allgemeine Moderation des Workshops wurde von Naoco Franz, der Projektmitarbeiterin, übernommen. Mit einem Lächeln begrüßte sie die Teilnehmenden und bedankte sich für ihre heutige Anwesenheit. Der Ablauf des Workshops wurde gleich darauf kurz vorgestellt. Bevor jedoch alles losgehen konnte, war das Kennenlernen unter den Anwesenden wichtig. Für die Vorstellungsrunde wurden die Teilnehmenden aufgefordert, sich jeweils in eine zweier-/oder dreier-Gruppe zu finden, wobei die Gruppenmitglieder alle noch fremd zueinander stehen sollten. Das Kennenlernen erfolgte zunächst innerhalb der gebildeten Gruppe, anschließend wurden die Gruppenmitglieder aufgefordert, ihre Partner vorzustellen. Um es leichter zu gestalten, wurden in die Runde vier Leitfragen mitgegeben. Die geplante Zeit für den Austausch betrug fünf Minuten. Es stellte sich dabei heraus, dass die Teilnehmenden alle unterschiedliche Hintergrundgeschichten besitzen. Die Motivationen für den Workshop waren das Interesse am Fotografieren, an einem kulturellen und vielfältigen Austausch und das Kennenlernen von unterschiedlichen Menschen.


Die inhaltliche Leitung erfolgte durch Dr. Min-Sung Kim, Vorsitzender von GePGeMi. Mit der Eröffnung des neuen Projektes, stellte Dr. Min-Sung Kim gleichzeitig das Konzept Photovoice vor. Photovoice ist eine partizipative Forschungsmethode, die zur qualitativen Forschungsmethode (Analyse von verbalen Daten) gehört. Das Konzept Photovoice wurde das erste Mal in einer Forschung in China eingesetzt. Bei diesem Konzept werden die Teilnehmenden aufgefordert, Fotos zu bestimmten Fragestellungen anzufertigen, sie anschließend zu präsentieren, Erfahrungen und Meinungen auszutauschen und gegebenenfalls Standpunkte zu diskutieren. Dabei werden die Teilnehmenden untereinander unbekannte Lebenswelten und Aspekte voneinander kennenlernen. Die Methode wird als partizipative Forschungsmethode bezeichnet, weil alle Teilnehmenden am Prozess beteiligt sind, das heißt von Anfang bis zum Ende. Die Daten, die gesammelt werden, sind die gemachten Fotos, die bei der Kontextualisierung ausgewertet werden. Dr. Min-Sung Kim bezeichnet dieses Projekt auch gerne als „Kunstprojekt“. Das Projekt wird im Dezember in Form einer Internet-Ausstellung präsentiert.

 


Das Ziel von Photovoice ist zum einen, ein Verständnis zur Lebenswelt von anderen Menschen zu schaffen, und zum anderen, die gegenseitigen Vorurteile abzubauen. Eine Theorie besagt, dass Menschen dazu neigen, die Komplexität der Welt reduzieren zu wollen, indem sie Vorurteile bilden. Anschließend wurde den Teilnehmenden die erste Aufgabe zur Übung des Fotografierens gegeben. Die Übung im Park erlaubte den Teilnehmenden, vielfältige Bilder zu machen und ihre damit verbundenen eigenen Erzählungen darzustellen. Nach der Mittagspause fand die erste Übung zur Photovoice-Gruppe statt: Die Auswertungsrunde beinhaltete den Bericht von verschiedenen Geschichten zu den Fotos, individuelle Interpretationen, sowie auch die Diskussionen in der Gruppe. Auch die Einzelheiten, die den anderen nicht bewusst oder selbstverständlich gewesen wären, wurden näher erläutert.

 

Für die nächste Photovoice-Gruppe am 26. September 2020 wurde über das Thema und die konkrete Aufgabe kurz diskutiert: Zwei Wochen lang werden die Teilnehmenden ihren eigenen Alltag selbst beobachten, wo die eigene Lebenswelt eigebettet ist. Sie sollen sich also nächstes Mal noch näher begegnen und verstehen können!

 

Jemand, der/die sich über die Photovoice-Gruppe neu informieren möchte und interessiert ist, mitzumachen, meldet sich bitte bei uns. Die Photovoice-Gruppe läuft bis Ende November!! Neue Teilnehmende sind herzlich willkommen, solange ausreichend Plätze vorhanden sind!

Anfrage für die Teilnahme bei Naoco Franz: naocofr@gemi-berlin.de



„Dein Alltag und Deine Welt" am 26. Sep. 2020

Die zweite Workshop-Sitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen" fand am 26.09.2020 statt. Über das Videokonferenz-Tool Zoom haben sich die Teilnehmenden online getroffen und haben ausgiebig über das Thema „Dein Alltag und Deine Welt” Meinungen ausgetauscht. 

Zwei Wochen lang hatten die Teilnehmenden bezüglich der folgenden drei Fragen ihren eigenen Alltag selbst beobachtet. Die Aufgabe für die zweite Photovoice-Sitzung bestand darin, die beobachteten Alltagsmomente zu fotografieren und sie anhand der aufgenommenen Bilder vorzustellen:

  • Meine ersten und letzten Mahlzeiten
  • Mein Ritual bzw. das, was ich jeden Tag / regelmäßig mache
  • Etwas, das mein Gefühl beeinflusst hat

Der erste interessante Meinungsaustausch war es, wie die Teilnehmenden die Beobachtung sowie das Fotografieren erlebt haben. Für manche war der Versuch nicht leicht, auf ein Bild ein Gefühl dazustellen. Einigen fiel durch die Aktivität auf, dass sie den eigenen Alltag schärfer wahrnehmen mussten, wie bspw., dass das Leben in der Pandemie-Lage etwas monoton geworden ist. Die Präsentation über die alltäglichen Mahlzeiten, die Rituale und die Gefühle hat uns positiv überrascht, dass in einem schlichten Alltagsmoment facettenreiche Aspekte stecken und wie eine Erzählung die dargestellten Bilder noch bereichern kann.

 

Zum Schluss wurden die Feedbacks zur Sitzung abgegeben, dass Photovoice eine sehr interessante Art und Weise ist, neue Leute kennenzulernen, wodurch ein besonderer Einblick in eine unbekannte Welt erlaubt wird, und dass kein Alltag trotz der äußerlichen Ähnlichkeiten gleich ist. Die Vielfältigkeit der jeweiligen Teilnehmenden führte zu einer erfolgreichen, reichhaltigen Workshopgestaltung.

Die dritte Sitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen“ findet am Sa. 10. Okt. 2020 über das Thema „Identität“ statt.

Anfrage für die Teilnahme bei Naoco Franz: naocofr@gemi-berlin.de



„Zugehörigkeit und Identität“ am 10. Okt. 2020

An der dritten Workshop-Sitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen" am 10.10.2020 haben wir uns mit dem Thema „Zugehörigkeit und Identität" bezogen auf die folgenden Fragen beschäftigt:

  • Hast du in Berlin das Gefühl, dazuzugehören? Woran erkennst du es?
  • Hast du in Berlin das Gefühl, nicht dazuzugehören? Woran erkennst du es?
  • Was ist meine Identität? Wann, womit, wodurch, in welcher Situation wird meine Identität bestätigt?

Mit dem Thema, das sich mit der eigenen Existenz befasst, wurden die Betrachtung sowie die Reflexion von jeder_jedem Teilnehmenden begreiflicherweise tiefgehend. Begeisternd war es, wie facettenreich die Elemente, die sich auf das Zugehörigkeitsgefühl und auf die Identitätsbestimmung auswirken, waren. Die in den Darstellungen aufgetauchten Elemente waren wie bspw. Hobby, soziale Räumlichkeiten, bestimmter Personenkreis, politisches Engagement, Lieblingsfarbe, Haare, Namen, Sicherheitsgefühl, U-Bahn-Schild, Stühle, u. v. m.

Die vierte Sitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen“ findet am Sa. 24. Okt. 2020 über die Themen „Erfahrungen sowie Wünsche bzw. Vorschläge zu einem besseren Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft in der Corona-Zeit“ statt.

Anfrage für die Teilnahme bei Naoco Franz: naocofr@gemi-berlin.de



„Erfahrungen und Wünsche in der Corona-Zeit“ am 24. Okt. 2020

An der vierten Workshop-Sitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen" am 24.10.2020 haben wir uns mit dem Thema „Erfahrungen und Wünsche in der Corona-Zeit" bezogen auf die folgenden Fragen bzw. Punkte beschäftigt:

  • Welche Erfahrungen hast du in der Corona-Zeit gemacht?
  • Etwas, was sich während der Corona-Zeit geändert hat
  • Etwas, was in der Corona-Zeit dein Wohlbefinden fördert bzw. stört
  • Situationen in der Corona-Zeit, in denen du Nähe bzw. Distanz erfährst
  • Etwas, was dich in der Corona-Zeit unterstützt, weswegen du es anderen empfehlen würdest
  • Etwas, was du für das bessere Miteinander in der Corona-Zeit ändern würdest, wenn du übermenschliche Kräfte hättest

Das aktuelle Thema, dem kein Mensch auf der Welt ausweichen kann, hat den Teilnehmenden einen Anlass zum Loslassen der teils emotionalen Erfahrungen bereitet, bei welchem mehrere Rassismus-Fälle berichtet wurden. Dabei wurden alle darauf aufmerksam, dass der Alltagsrassismus immer noch allgegenwärtig ist. Darüber hinaus haben die leidenschaftlichen Diskussionen es ans Licht gebracht, dass wir weiterer Reflexionen über andere Diskriminierungsformen wie z. B. Sexismus (Diskriminierung aufgrund der Geschlechter), Ageismus (Diskriminierung aufgrund des Alters), u. v. m. bedürfen.

Die vierstündigen Sitzung hatte einen intensiven Austausch über unsere Erfahrungen, Gefühle und Ideen, die einer produktiven Vertiefung des gesellschaftlichen Miteinanders dienten.

Die Abschlusssitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen“ findet am Sa. 21. Nov. 2020 statt. An dem letzten Termin geht es um eine Abschlussreflexion über den gesamten Workshop sowie eine Vorbereitung für eine Ergebnisausstellung.

Anfrage für die Teilnahme bei Naoco Franz: naocofr@gemi-berlin.de


Abschlusssitzung am 21. Nov. 2020

Die letzte Workshop-Sitzung von „Photovoice: Begegnen und Verstehen" fand am 21.11.2020 statt. Dabei haben sich die Teilnehmenden mit den folgenden Themen beschäftigt:

  1. Information und Bearbeitung über die Ergebnisarbeiten (Ausstellung und Broschüre)
  2. Abschlussreflexion zum gesamten Workshop

Das Ergebnis der wertvollen Beiträge sowie des produktiven Austausches im Workshop wird sowohl als eine Online-Ausstellung als auch als eine Broschüre veröffentlicht (voraussichtlich ab Mitte Dezember 2020).

 

Zum Schluss hat jede_r der Teilnehmenden ein Wort zum gesamten Workshop ergriffen. Es ergaben sich die folgenden Aspekte:

 

Workshop als Begegnungsplattform

Es war schön, neue Menschen kennengelernt zu haben. Durch die Aufgaben mit den wesentlichen Themen, wie bspw. persönliche Gefühle, eigene Identität oder die herausfordernden Alltagssituationen in der Corona-Zeit, wurde der Kennenlernprozess im Laufe der 10-wöchigen Workshopsphase weiter vertieft.

 

Workshop als geschützter Raum

In dem Workshop-Raum, der pandemiebedingt virtuell geschaffen wurde, wurde eine angenehme freundliche Atmosphäre generiert, was ein Sicherheitsgefühl, eine Sprechbereitschaft, eine Überwindung der sprachlichen Hemmschwelle, eine lebendige tiefergehende Diskussion und einen offenen vorurteilsfreien Austausch gewährleistet hat.

 

Photovoice als Motor zur Selbstdarstellung

Das Fotografieren ist heutzutage eine niederschwellige Aktivität bzw. Handlungsmethode. Im Workshop stellte sich heraus, dass Photovoice eine geeignete Methode ist, um sich ohne große Hemmung zu äußern und darzustellen. Durch die konkreten Fragen wurden die Teilnehmenden immer wieder motiviert etwas zu fotografieren, auch diejenigen, die nicht unbedingt fotoaffin sind.

 

Photovoice als Chance zur produktiven Selbstauseinandersetzung

Zu einem abstrakten Aspekt bzw. Begriff (z. B. „Identität”) ein Bild aufnehmen zu sollen war zwar teilweise ganz schwierig. Dadurch hat sich aber eine Chance ergeben, bei der die Teilnehmenden sich mit den Themen auseinandersetzen konnten, was sonst im routinierten Alltagsleben oft nicht durchführen lässt.

 

Photovoice als Darstellung der Vielfalt

Es war eine positive Überraschung zu sehen, was für vielfältige Sichtweisen in einem Bild stecken bzw. wie Menschen in einer Momentaufnahme ganz verschiedene Charaktere zeigen.

 

Workshop als psychische Unterstützung in der Corona-Zeit

Das Photovoice-Projekt hat in der Corona-Zeit einen Raum geschaffen, eine Nähe zu suggerieren, was die Teilnehmenden aufgemuntert hat, indem sie nicht allein sind.

 

Workshop als Strategie gegen Rassismus

Durch den lebendigen Austausch konnten wir gemeinsam Alternativen zu den rassifizierten Situationen suchen.

 

Organisatorischer Ausblick zum zukünftigen Projekt

Die vierstündige Sitzung kam oft zu kurz vor. Einige Teilnehmende hätten sich lieber mehr Zeit zur Bildervorstellung gewünscht.

 

Die Information über die Online-Ausstellung sowie die Broschüre von „Photovoice: Begegnen und Verstehen“ folgen bald. Bitte bleibt dran!

Anfrage bei Naoco Franz: naocofr@gemi-berlin.de


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