#5 Netzwerktreffen „Brunch Talk“

Raum für unsere Community

📅 Wann? Samstag, den 21. Juni 2025 von 11:00 bis 14:00 Uhr
📍 Wo? GePGeMi e.V., Schivelbeinerstraße 6, 10439 Berlin + Online  bundesweit (Hybrid)            

 

Am 21. Juni 2025 fand unser fünftes Netzwerktreffen der Reihe „Brunch-Talks“ statt – ein geschützter Raum für Austausch und Reflexion von asiatischen Migrant*innen der ersten Generation. 

An diesem sonnigen Samstag kamen Teilnehmende sowohl in Präsenz in Berlin als auch bundesweit online zusammen, um über ihre Erfahrungen als asiatische Frauen in Deutschland zu sprechen. 

Wie erlebe ich mein Leben als asiatische Frau mit Migrationsgeschichte? 

Rina und Linh von moveGLOBAL e.V. präsentierten das EU-weite Projekt W-STAR, das die Herausforderungen von Migrantinnen und geflüchteten Frauen sichtbar machen und ihnen mehr gesellschaftliche und politische Teilhabe ermöglichen möchte. 

Zum Einstieg gab es eine interaktive Glückskeks-Übung: 
Jede*r zog einen Spruch auf Englisch und Deutsch, übersetzte ihn in die eigene Muttersprache und teilte ihn anschließend in Kleingruppen. Dabei waren sechs ost- und südostasiatische Sprachen vertreten: Chinesisch, Indonesisch, Japanisch, Koreanisch, Philippinisch (Tagalog) und Vietnamesisch. Diese kleine, aber bedeutungsvolle Übung machte Mehrsprachigkeit auf lebendige Weise erfahrbar, zeigte die Vielfalt in der Runde und eröffnete einen persönlichen Zugang zu Identität und Zugehörigkeit. 

Wer bin ich heute – und was hat mich geprägt? 

Um tiefer in die Thematik einzusteigen, wurden Leitfragen zur Selbstreflexion eingeführt – allen voran: „Wer bin ich heute?“ und „Was hat mich geprägt?“ Dabei rückten verschiedene Dimensionen in den Fokus, die unsere Identität beeinflussen können: Geschlechtsidentität, soziale Rollen, Sprache, Lebenserfahrungen, persönliche Überzeugungen und Werte – besonders im Hinblick auf Migrationserfahrungen. 

Jede*r wählte drei Begriffe, die die eigene Identität beschreiben, und teilte sie im Plenum – zusammen mit den Erfahrungen und Gefühlen, die mit diesen Begriffen verbunden sind. So entstand ein Raum für vertieften Austausch. 

Aus dieser Reflexion gingen vielfältige und spannende Themen hervor: 

Sprache ist für viele Migrant*innen, insbesondere der ersten Generation, ein zentrales Thema. Sie kann den Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe ermöglichen, wird jedoch gleichzeitig oft als Mittel der Ausgrenzung genutzt. Dabei geht es nicht nur um sprachliche Kompetenzen, sondern auch um Prozesse der Fremdmarkierung durch Sprache. Eine Teilnehmerin teilte hierzu ihre persönliche Erfahrung: 
  
„Wenn man Englisch spricht, wird man als international wahrgenommen. Spricht man Deutsch mit Akzent, gilt man als Ausländerin.“ 
  
Diese Beobachtung verdeutlicht, wie stark Sprache unsere Zugehörigkeit im Alltag beeinflusst und wie subtil Mechanismen der Ein- und Ausgrenzung wirken können. 

Nicht nur sprachliche Zuschreibungen, sondern auch bestimmte stereotype Vorstellungen wurden thematisiert – zum Beispiel das Bild der „fleißigen asiatischen Frau“. Solche Merkmale wirken auf den ersten Blick vielleicht positiv, doch bei näherer Betrachtung zeigen sie ihre problematische Seite: Sie können erheblichen Druck erzeugen und tragen dazu bei, stereotype Erwartungen zu verfestigen. Statt individueller Vielfalt treten einseitige Bilder in den Vordergrund, die den Blick auf die tatsächliche Person verstellen. 

Im Gegensatz dazu wurden auch positive Erfahrungen von Frauen nach der Migration thematisiert. Viele berichteten, dass sie in Deutschland mehr Freiräume für feministische Selbstbestimmung erleben. Hier können sie feministische Positionen offen vertreten und selbstbestimmt handeln – Möglichkeiten, die im Herkunftsland oft eingeschränkt waren. Diese neuen Spielräume wurden als bereichernd und empowernd empfunden. 

Die mit der Migration verbundenen Freiheiten wurden als bereichernd erlebt – besonders im Hinblick auf neue gesellschaftliche Spielräume. Zugleich wurde aber auch auf Grenzen hingewiesen. Ein Teilnehmer beschrieb dieses ambivalente Gefühl mit dem Bild einer Topfpflanze: Nach dem Umtopfen – also der Migration – kann sie durch die gute Pflege überleben. Ihr Wachstum bleibt allerdings durch die Begrenzung des Topfes eingeschränkt. Das zeigt, dass neue Freiheiten nicht automatisch bedeuten, dass man sich vollkommen entfalten kann – ein Vergleich, dem viele Teilnehmende zustimmten. 

Darüber hinaus wurde das Leben zwischen zwei Welten thematisiert. Viele Migrant*innen fühlen sich in Deutschland als Ausländer*innen wahrgenommen, erleben jedoch auch im Herkunftsland eine gewisse Fremdheit. Dieses Spannungsfeld zeigt, dass Identität und das Gefühl von „Zuhause“ keine festen Orte sind, sondern sich je nach Kontext verändern und weiterentwickeln. 

Unsere Wünsche  

Zum Abschluss teilten die Teilnehmenden jeweils ein Wort, das ihren Wunsch für die Zukunft ausdrückt. Genannt wurden unter anderem: 
Anerkennung, Offenheit, Austausch, Verbindung, Akzeptanz und Teilhabe. 

Der Brunch-Talk war erneut ein Raum des Zuhörens, des gegenseitigen Lernens und der solidarischen Begegnung. Er hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es ist, persönliche Geschichten zu teilen – und gemeinsam daran zu arbeiten, Vielfalt als Stärke sichtbar zu machen. 

 

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Das Projekt "Vielfalt im Dialog mit EBAV" wird als  Innovationsprojekt im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Zudem wird es von der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung im Rahmen von „Demokratie. Vielfalt. Respekt.“, dem Landesprogramm gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus, kofinanziert.

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