Empowerment-Workshops mit jungen Asiat*innen Teil 2  

Tag 3  – Empowerment

Vier Wochen nach dem ersten Empowerment-Workshop war es wieder soweit - der zweite, aber auch schon letzte Teil unserer Empowerment-Workshopreihe für junge Asiat*innen in diesem Jahr stand nun endlich an. Dafür luden wir unsere Teilnehmer*innen an dem Wochenende vom 23. – 24. April 2022 zu uns nach Prenzlauer Berg in unsere Geschäftsstelle ein. Die Freude auf das Wiedersehen war groß und wir alle konnten es kaum erwarten, uns wieder gemeinsam auszutauschen, zu diskutieren und vor allen Dingen uns zu empowern.  

Nach einer herzlichen Begrüßung durch unseren Workshopleiter Toan Nguyen begann der dritte Workshoptag mit einer Ankommensrunde, die zum einen dazu dienen sollte, den bisherigen Workshop zu reflektieren, und zum anderen Anliegen vorzubringen, die in der Zwischenzeit aufgekommen sind. Erkennbar war dabei auf jeden Fall, dass der bisherige Empowerment-Workshop den Teilnehmer*innen einen neuen Denkanstoß gab. Viele berichteten, dass sie sich nach dem Workshop intensiv mit den Themen Diskriminierung und Rassismus auseinandersetzten und sich auch sehr viel mit ihren Familien und Freunden diesbezüglich austauschten. Eine Teilnehmerin erzählte sogar, dass sie durch den Workshop nun alles aus einer ganz anderen Perspektive sehe und was Diskriminierung jedenfalls anbelangt auch aufmerksamer geworden sei. So teilte sie mit der Gruppe ein Erlebnis, bei dem sie einer diskriminierten Person am Ende beistand und Mut zusprach. Sie sei erst durch den Empowerment-Workshop sensibilisiert worden, was ihr wiederum half, beim genannten Vorfall zu erkennen, dass es sich um eine rassistische Diskriminierung handelte.  

Als nächstes wurden kleine Gruppen nach Muttersprache eingeteilt. Innerhalb der Gruppen sollten die Teilnehmer*innen dann in ihrer Muttersprache besprechen, was sie brauchen, damit es ihnen gut geht und auch was sie aus dem letzten Workshop beschäftigt. Im Plenum wurden sodann die Ergebnisse miteinander geteilt. Anschließend wurde es ein wenig theoretischer: Die Teilnehmer*innen konnten sich nun ein wenig zurücklehnen und dem spannenden Vortrag von Toan über anti-asiatischen Rassismus lauschen. Dabei lernten sie u.a. den geschichtlichen Hintergrund, Rassismus als gesellschaftliches Machtverhältnis sowie verschiedene Diskriminierungsformen kennen. Auch wurden lesenswerte Bücher von asiatischen Autor*innen vorgestellt und Passagen vorgelesen, welche die Teilnehmer*innen motivierten und inspirierten.

 

Nachdem sich alle nach diesem ereignisreichen Vormittag ausgiebig stärken und wieder Kraft für den zweiten Teil des Tages tanken konnten, stellte eine Teilnehmerin nach dieser Pause einen Fall für die kollegiale Beratung vor. Anders als bisher sollte diesmal die Beratung mit dem sog. Ressourcenrad kreativer gestaltet und durchgeführt werden, wobei das Ziel weiterhin die Erarbeitung von Handlungsvorschlägen blieb. Dafür wurden die Teilnehmer*innen in vier Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe, bestehend aus Närr*innen, sollten eine Szene erarbeiten, die karikaturenhaft und überspitzt das Problem des Falles und eine dazugehörige Lösung darstellen soll. Die „guten Geister“ der zweiten Gruppe sollten dagegen ein Plakat entwerfen, auf dem alle Ressourcen und gute Absichten aller Beteiligten festgehalten werden sollen. Kritische Fragen im Sinne von „Hast du daran gedacht…?“ sollten wiederum die „Gerechten“ sich überlegen und später der ratsuchenden Person stellen. Schließlich sollten die Geschichtserzähler*innen das Problem und die Lösungsvorschläge in Form einer Geschichte, Metapher oder Märchen gestalten. Die Erarbeitung und Präsentation der Ergebnisse dieser Aufgabe bereitete allen eine Riesenfreude und erlaubte durch die kreative Herangehensweise auch einen Perspektivwechsel bei der Lösungsfindung von Diskriminierungserfahrungen. Vor allem aber war die ratsuchende Teilnehmerin am meisten von den zahlreichen Ideen ihrer Mitstreiter*innen gerührt und konnte daraus viel Kraft und Mut schöpfen. Freudig gestimmt endete damit der dritte Tag des Empowerment-Workshops für junge Asiat*innen. 


Tag 4 - Transfer in den Alltag

Der letzte Empowerment-Workshoptag startete mit einer kleinen Guten-Morgen-Runde. Daran anschließend wurden die Teilnehmer*innen auf eine „wertschätzende Erkundung“ geschickt. Innerhalb kleiner Gruppen sollten die Teilnehmer*innen an eine Situation zurückdenken, in der es ihnen gelungen war, sich gegen Diskriminierung bzw. Rassismus zu wehren, und erzählen, welche Ressourcen (Stärken, Fertigkeiten, Kompetenzen, usw.) ihnen dabei geholfen hatten. Daraufhin sollten dann die anderen Teilnehmer*innen vortragen, was sie an dem*der anderen Teilnehmer*in wertschätzen. Diese Aufgabe der gemeinsamen Reflektion von persönlichen Ressourcen führte unmittelbar zur nächsten, und zwar der Erstellung eines individuellen Ressourcenkoffers. Es war sehr bemerkenswert wie viele Stärken und Kompetenzen die jungen teilnehmenden Asiat*innen bereits besaßen, mit denen sie sich den Diskriminierungserfahrungen entgegenstellen konnten.  

 

Im nächsten Teil des Workshops konnten die Teilnehmer*innen im „Zauberwald“ ihren eigenen „Zauberläden“ eröffnen, in denen sie ihre Ressourcen, von denen sie bereits viele besaßen, mit den der anderen tauschen konnten. Es wurden farbenfrohe und kreative Zauberläden errichtet und daraufhin fleißig verhandelt und gefeilscht. Somit endete auch im Nu der erste Teil des Tages und die Teilnehmer*innen haben sich damit die Mittagspause ordentlich verdient. 


 

Im zweiten und letzten Teil des Workshops wurde der Fokus schließlich auf verschiedenste Handlungsstrategien und aktives Engagement gegen Diskriminierung gelegt. Zunächst wurden in Gruppenarbeit rhetorische Strategien erarbeitet, um sachlich und gut in Fällen von rassistischer Diskriminierung zu argumentieren. Das Ergebnis dieser Aufgabe war in der Tat umfangreich. Als hilfreiche Strategien könnten so beispielsweise das direkte Nachfragen oder auch die Konfrontation sein. Auch das klare Abgrenzen und ein Stopsetzen kann in einigen Fällen die richtige Umgangsweise darstellen. Und manchmal müsse man sich als betroffene Person auch nicht weiter in die belastende Situation einlassen und die Diskriminierung nicht weiteraufgreifen, sondern vielmehr die Aussage beim diskriminierenden Gegenüber lassen. Für Betroffene, die sich aufgrund ihrer Sprachbarriere nicht trauen, sich verbal zu wehren, hatte unser Workshopleiter Toan auch einen sehr guten Tipp - nämlich die Körpersprache. Manchmal kann sogar durch eine gezielte Körpersprache mehr erreicht werden als mit Worten.  

 

Anschließend diskutierten die Teilnehmer*innen gemeinsam, wie sie nun nach diesem Empowerment-Workshop sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen können. Zum einen können sie weiterhin an Veranstaltungen des Projekts „Asiat*innen aktiv – für ein Leben ohne Diskriminierung!“ wie beispielsweise das Vielfaltscafé oder Photovoice teilnehmen, die eigens dafür geschaffen wurden, Asiat*innen in ihrem Prozess des Aktivseins zu begleiten und zu unterstützen. Zum anderen können sie sich beispielsweise in anderen Migrant*innenorganisationen, Vereinen oder in ihrer Nachbarschaft mit ihrem gewonnenen Wissen engagieren. Das Projektteam möchte auf jeden Fall die Teilnehmenden auf ihrem Weg des aktiven Engagements begleiten und fördern. 

Schließlich wurde der letzte Teil des Tages und auch des gesamten Empowerment-Workshops erreicht. Gemeinsam haben das Projektteam, die Workshopleitung und die Teilnehmenden den Workshop reflektiert und ausgewertet. Fest steht, dass alle Beteiligten viel für ihr weiteres Leben gelernt und mitnehmen konnten. Alle sind nun gespannt, wie die neuen Erkenntnisse und das erworbene Wissen über Diskriminierung und Rassismus ihre Zukunft in der Gesellschaft beeinflussen werden. Mit gemischten Gefühlen, aber auch viel Enthusiasmus endete damit das erste Empowerment-Workshop für junge Asiat*innen.  



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