Mit dieser Veranstaltungsreihe im Rahmen des Projektes StilBruch-EBAV 2022 fördert GePGeMi Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten mit jüngeren und älteren Menschen mit asiatischer Migrationsgeschichte. Die älteren und jüngeren Teilnehmenden tauschen sich über eigene Erfahrungen im Leben in Berlin aus, wodurch sie unterschiedliche Gesellschaftslagen von früheren und heutigen Zeiten und deren Einfluss auf ihr Leben wahrnehmen können. Über die Begegnung und den Austausch wird eine Dokumentation in Form eines Videoclips hergestellt und wird in einer weiteren Begegnungs- und Austauschveranstaltung mit der Nachbarschaft des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf Berlin vorgeführt, damit die Nachbar:innen die Lebensrealität der Menschen mit asiatischer Migrationsgeschichte vertieft erfahren können.
Termine:
Sa. 9. Juli 2022 | 16-18 Uhr | Erziehung früher und heute | auf dem GePGeMi-Sommerfest! | Haus der Nachbarschafft Wilmersdorf |
Sa. 20. August 2022 | 11.30-15.30 Uhr | Beruf, Studium & Ausbildung früher und heute + Empowerment-Ausflug! | Volkspark Wilmersdorf |
Sa. 22. Oktober 2022 | 11-17 Uhr | Mein heimatliches Essen als Kraft in der Migration früher und heute | Stadtteilzentrum DIVAN |
Bei dem dritten und letzten generationsübergreifenden Austausch haben sich 26 Teilnehmende aus Vietnam, Thailand, Japan, Korea, Indonesien, Elfenbeinküste und Deutschland über Erfahrungen um eigenes heimatilches Essen in Berlin und in Deutschland ausgetauscht. Dank der Zusammenarbeit mit moveGLOBAL im Rahmen des Projektes „Fit, gesund und munter im Alter“, informierten sich die Teilnehmenden durch einen Expert*in-Vortrag von Grit Hallal über gesunde Ernährung.
Anschließend haben sie im Team, in dem jüngere und ältere Teilnehmenden zusammengebracht wurden, ein Gericht gekocht, wodurch die Kommunikation zwischen den verschiedenen Generationen aktiv gefördert wurde.
Im Austausch nach dem gemeinsamen Essen wurden diverse persönlichen Episoden um das gekochte Gericht präsentiert. Vor allem bei der älteren Generation fungierte dieses Erzählen als eine empowernde Biografiearbeit. In der Endreflexion teilten viele mit, dass sie sich über weitere Koch- und Austauschveranstaltung freuen.
Bei dem dritten Austausch dieses Jahres geht es um das heimatliche Essen. Wie häufig kochst du dein heimatliches Essen? Wie kriegst du alle Zutaten in Berlin? Welche Bedeutung hat das heimatliche Essen für dich? Darüber tauschen sich jüngeren und älteren Menschen aus Asien aus. Dabei werden wir gemeinsam kochen, asiatische Köstlichkeiten essen und uns, dank der Zusammenarbeit mit moveGLOBAL im Rahmen des Projektes „Fit, gesund und munter im Alter“, durch einen Expert*in-Vortrag über gesunde Ernährung informieren.
Am Samstag, dem 20. August 2022, trafen sich 22 Menschen aus verschiedenen Generationen aus Südkorea, Japan, Vietnam, Thailand, China und Deutschland, in Berlin-Wilmersdorf, um sich auszutauschen und einander zuzuhören. Das Gesprächsthema war ihre Erfahrung in Beruf, Studium und Ausbildung in Deutschland. Der geplante Picknick musste aufgrund des schlechten Wetters leider ausfallen. Trotzdem fand der generationsübergreifende Austausch mit jüngeren und älteren Menschen mit asiatischer Migrationsgeschichte dank der Kooperation mit dem Haus der Nachbarschafft unter seinem Bierzelt statt.
Um sich kennenzulernen, haben sich die Teilnehmenden zu Beginn auf dem Hof versammelt. In einer beweglichen und spielerischen Vorstellungsrunde hat sich herausgestellt, dass die Gruppe ganz vielfältig ist: zwar haben sie einerseits ähnliche Biografien als Migrant*innen aus Asien bzw. ihre nachfolgenden Generationen, andererseits haben sie aber auch sehr diverse Lebensgrundlagen. Beruflich sind sie bspw. Krankenpflegerin, Ingenieur, Managerin, Verkäufer, Schauspielerin, Akupunkteur, Sozialarbeiterin, Unternehmer, Model, Aktivist, Arzt, Filmemacher, u.v.m. Ihr Aufenthalt in Deutschland umfasst von 1 Monat bis 50 Jahren. In aufgelockerter Atmosphäre haben sich die Teilnehmenden weiter im Bierzelt über ihre Erfahrungen in Beruf, Studium und Ausbildung früher und heute in Deutschland unterhalten.
Mit jedem Erzählen wurde es dynamischer und emotionaler. Nicht zuletzt, weil viele ihre herausfordernden Erfahrungen teilten, die sie als Migrant*innen in Deutschland machen mussten. Mit dem Beruf, dem Studium und der Ausbildung handelt es sich um Selbstverwirklichung. Mit hoher Motivation und Erwartung fängt jede Person diesen neuen Weg an. Doch viele Migrant*innen scheitern dabei aber ab und an, u. a. aufgrund von Sprache, Aussehen oder Alter, da sie als „Nicht-Deutsche" oder „nicht dem Umfeld entsprechend" wahrgenommen und dementsprechend behandelt werden. Sie müssen und mussten sich sehr oft im beruflichen Umfeld einem latenten bzw. verborgenen Ausschlussmechanismus und dem Rassismus entgegensetzen. Trotz dieser Herausforderungen üben bzw. übten die Erzähler*innen in Deutschland einen oder mehrere Berufe aus, wodurch sie zur Entwicklung der deutschen Gesellschaft einen unübersehbaren Beitrag leisten bzw. geleistet haben.
Nach dem spannenden Austausch hat die Mehrgenerationengruppe gemeinsam zu Mittag gegessen und dabei in einer lebhaften Stimmung neue Begegnungen, Unterhaltungen und weitere Diskussionen über eigene Erfahrungen genossen haben. Sowohl die ältere als auch die jüngere Generation fanden das generationsübergreifende Veranstaltungskonzept durchaus erfolgreich und produktiv. Alle freuten sich auf den nächsten Austausch.
Wir laden euch, Menschen mit asiatischer Migrationsgeschichte in allen Generationen, herzlich zum zweiten generationsübergreifenden Austausch zum Thema „Beruf, Studium & Ausbildung in der Migration" ein. Nimmt eure Picknick-Decken und Lieblingsessen mit und seid bereit, euch mit jüngeren und älteren Menschen mit ähnlichen Migrationsbiografien über euren Erfahrungen in Bezug auf Beruf, Studium und Ausbildung auszutauschen! Zur Anmeldung nutzt bitte das Formular unten auf dieser Seite.
Der erste generationsübergreifender Austausch fand am 9. Juli 2022 auf dem GePGeMi-Sommerfest am Haus der Nachbarschafft Wilmersdorf statt. Dort haben sich 27 Teilnehmende aus Vietnam, Südkorea, Japan, Malaysia, der Mongolei, Indonesien und Deutschland über Erziehung bei Menschen mit Migrationserfahrung früher und heute ausgetauscht. Der Saal am Haus der Nachbarschafft ist mit einem hohen Interesse der Teilnehmenden gefüllt worden.
Kurz nach 16 Uhr fing die Veranstaltung mit Rücksicht auf erneut gespannte Pandemielage unter Einhaltung der Maskenpflicht an. Nach einer kurzen Vorstellung des Gesamtkonzeptes der Arbeit von GePGeMi e. V. sowie vom vom Integrationsbüro im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geförderten Projekt StilBruch wurde ein neues Interviewvideo mit zwei Menschen mit asiatischer Migrationsgeschichte über ihre frühere und heutige Erfahrungen in der Kindererziehung in Berlin vorgeführt. In dem gut 10-minütigen Video erzählen zwei Frauen – aus Vietnam und aus Japan –, wie sie seit den 1990er Jahren mit ihrer Kindererziehung in Berlin umgegangen sind. Die im Video genannten Themen, die in den Erziehungserfahrungen bei den zwei Interviewten aufgetaucht sind, wurden nach der Videovorführung im Plenum folgendermaßen gesammelt:
Anschließend wurden die Teilnehmenden nach ihren Erstsprachen (Vietnamesisch, Japanisch, Koreanisch und Deutsch) in Gruppen aufgeteilt und haben anhand der gesammelten Themen in Bezug auf die Erziehung einen generationsübergreifenden Austausch geführt.
Die koreanisch-sprachige Gruppe hat sich zum Austauschthema Sprache bzw. Bilingualität entschieden. Die Teilnehmenden, die in früheren Zeiten in Berlin und in Deutschland Kinder erzogen haben, haben berichtet, bezüglich der Spracherziehung in einen Zwiespalt geraten zu sein: Einerseits hielten sie für wichtig und wünschten sich, dass ihre Kinder die Muttersprache des koreanisch-sprachigen Elternteils sprechen können, andererseits war das allgemeine Verständnis in der deutschen Mehrheitsgesellschaft es, dass nicht-deutsch-sprachige Eltern für eine effektivere Sprachförderung mit ihren Kindern auf Deutsch sprechen sollten. Die koreanischen Eltern hatten abgesehen davon bereits einen gewissen Druck von der Gesellschaft empfunden, sich als „erfolgreich integriert" gegenüber der deutschen Bevölkerung beweisen zu müssen.
Daraus folgt, dass sie gezwungenermaßen mit ihren Kindern hauptsächlich auf Deutsch – also nicht auf ihrer Muttersprache – gesprochen haben, was im Nachhinein wissenschaftlich doch nicht als effektiv für die Sprachförderung bestätigt wurde. Heute bereuen sie das damalige Konzept der Spracherziehung.
Die deutsch-sprachige Gruppe hat sich über das gleiche Thema ausgetauscht. Diese Teilnehmenden sind zu einem Konsens gekommen, dass ein geläufiges Verständnis in der Gesellschaft, auch wenn es auf einem wissenschaftlichen Befund basiert ist, stets aus einer kritischen Sicht geprüft werden muss. Dazu lässt sich die Notwendigkeit betrachten, dass die Mehrheitsgesellschaft mehr auf die Wahrnehmung und die Bedürfnisse der zugewanderten Minderheit acht geben muss.
Die vietnamesisch-sprachige Gruppe hat sich mit dem traditionellen Erziehungsstil ihrer Community auseinandergesetzt. In der Diskussion herrschte die Meinung, dass sich ein autoritäres Erziehungsstil, das häufig in der vietnamesischen Familie zu betrachten ist, auf die Persönlichkeitsentfaltung der Kinder nicht immer produktiv auswirkt. Viele der Teilnehmenden haben selbst als Kind Erfahrungen gemacht, in denen freie Auswahl eigenes Lebensentwurfes sehr eingeschränkt worden war. Ihre Eltern bestimmten immer „den besten Lebensweg" des Kindes, wodurch es oft gegenüber ihnen keinen eigenen Wunsch äußern durften, und darüber hinaus, Entscheidungen für Studiengänge oder Berufsrichtungen nicht selbst treffen durften.
Jüngere Generationen, die gerade kleine Kinder erziehen, wünschen sich ausdrücklich, dass ihre Kinder ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen folgen und dass sie aus eigener Faust ihr Leben entwerfen und verwirklichen können. Hier lässt sich die Veränderung der Werte in der Erziehung Generation für Generation beobachten.
In der japanisch-sprachigen Gruppe haben die Teilnehmenden über Diskriminierung und Rassismus in Bildungseinrichtungen ausgiebig diskutiert. Eine positive Veränderung diesbezüglich ist zwar seit Jahrzehnten dank einer einschlägigen Sensibilisierungsarbeit in der Mehrheitsgesellschaft in Berlin und in Deutschland zu beobachten, jedoch finden Diskriminierungen wie bspw. in der Schule nach wie vor statt. In dem Gruppenaustausch mussten die Teilnehmenden feststellen, dass die Sensibilisierungsarbeit in Bildungseinrichtungen und bei deren Personal weiterhin notwendig ist.
Nach einer Ergebnispräsentation über den Gruppenaustausch im Plenum ist die Veranstaltung zum Schluss gekommen. Alle Teilnehmenden wurden anschließend zu einem geselligen Ausklang eingeladen. Die wechselhafte Wetterlage, die am Nachmittag zum Teil heftigen Regen verursacht hatte, ist bis dahin endlich zu einer sommerüblichen Heiterkeit zurückgekehrt. Mit einer asiatisch-empowernden Musik, einer entspannten Unterhaltung und einem leckeren asiatischen Essen haben die Teilnehmenden auf dem Hof am Haus der Nachbarschafft ein angenehmes Treffen und den Austausch weiter vertieft.