Empowerment-Workshops mit asiatischen Senior*innen Teil 1  

Tag 1  – Empowerment

Am letzten Aprilwochenende vom 29. – 30. April 2022 fand der erste Teil der Empowerment-Workshopreihe für asiatische Senior*innen in den Räumlichkeiten der Geschäftsstelle vom GePGeMi e.V. statt. Die teilnehmenden Senior*innen kamen mehrheitlich aus der vietnamesischen Community, aber auch aus der koreanischen, japanischen und indonesischen waren Teilnehmende vertreten.

Nach einer kleinen Begrüßung durch das Projektteam „Asiat*innen aktiv – für ein Leben ohne Diskriminierung!“ stellte sich auch der Workshopleiter Toan Nguyen, der die Teilnehmenden durch den Workshop fachlich leiten wird, vor. Toan betonte, dass es bei diesem Empowerment-Workshop für asiatische Senior*innen besonders darum ginge, den Geschichten der teilnehmenden Senior*innen zuzuhören. Denn sie bringen langjährige Erfahrungen in vielen Lebensbereichen mit, die auch gebührend wertgeschätzt werden müssen.

So berichteten anfangs die Teilnehmenden ausgiebig in der Vorstellungsrunde über ihre Biografien. Spannende Geschichten über die eigene Migration wurden miteinander geteilt. Hier in Deutschland angekommen, bauten sich alle ein neues Leben mit unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten auf. Einige haben sich sogar darüber hinaus für ihre Communities nachhaltig eingesetzt und engagiert. Leider erzählten auch viele von ersten Diskriminierungserlebnissen als sie in Deutschland ankamen. Eine Teilnehmerin berichtete jedoch auch schon von Ausgrenzungserfahrungen in ihrem Heimatland Vietnam, da sie dort zur chinesischen Minderheit gehört.  

Um sich nach der Vorstellungsrunde doch noch besser kennenzulernen, wurde zusammen ein Musik-Tanz durchgeführt. Während Musik spielte, bewegten sich alle Teilnehmende durch den Raum. Sobald die Musik stoppte, mussten sich alle hinsetzen. Über eine vorgegebene Fragestellung tauschten sich daraufhin die zwei Personen aus, die sich gegenübersaßen. In der letzten Runde sollten sich die Gegenübersitzenden überlegen, welche Fragen bzw. Anliegen sie in den nächsten Tagen bearbeiten möchten und diese aufschreiben. Damit endete auch der Musik-Tanz und die Teilnehmende konnten eine Mittagspause bei leckerem Essen einlegen. 


Nachdem sich alle von dem ersten Teil des Tages erholen konnten, wurden die gesammelten Fragen und Anliegen der Teilnehmenden gemeinsam besprochen und geordnet. Daraufhin sollten die Teilnehmenden abstimmen, welche Fragen bzw. Anliegen sie am meisten interessieren. Die Mehrheit wollte eigene Vorurteile herausfinden und sich zunächst einmal selbst sensibilisieren. Auch der Wunsch nach dem Austausch von möglichen Handlungsstrategien bei rassistischer Diskriminierungserfahrung war äußerst groß. Zudem wünschten sich viele Senior*innen, gemeinsam über das Thema Altersdiskriminierung, auch im Zusammenhang mit Rassismus, zu sprechen.  

Sodann einigten sich alle darauf, zunächst mit dem Thema der eigenen Sensibilisierung zu beginnen. Dafür fanden sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen wieder und reflektierten innerhalb der Gruppe, wann sie das letzte Mal möglicherweise jemanden diskriminiert oder aufgrund von Vorurteilen verletzt haben könnten. Wieder zurück im Plenum war es bemerkenswert, wie kritisch die meisten teilnehmenden Senior*innen mit sich selbst waren und vieler ihrer Handlungen oder Aussagen hinterfragten. Es wurde einhellig festgehalten, dass wir alle (unbewusste) Vorurteile in uns tragen und somit andere Mitmenschen auch verletzen können. Daher müssen wir lernen, wie wir Vorurteile abbauen können. Mit dieser Erkenntnis endete auch schon der erste Tag des Empowerment-Workshops für asiatische Senior*innen.  


Tag 2 

Pünktlich startete der zweite Tag der Empowerment-Workshopreihe für die asiatischen Senior*innen mit einer kleinen Qi-Gong-Einheit. Gemeinsam rekapitulierten die Teilnehmenden anschließend die wesentlichen Punkte der gestrigen Veranstaltung. Einige Teilnehmende erzählten davon, dass sie nach dem Empowerment-Workshop am Vortag sehr nachdenklich wurden und sich daher umso mehr darauf freuten, mit den anderen Teilnehmenden sich über ihre Gedanken auszutauschen. Es wurden Äußerungen gemeinsam reflektiert und bei einigen sogar festgestellt, dass diese äußerst problematisch waren und möglicherweise auch diskriminierend sein könnten. Ausgiebig wurde darüber beispielsweise diskutiert, wo Humor aufhört, und wo diskriminierendes Verhalten beginnt. Dabei war erkennbar, dass unter den Teilnehmende es sehr unterschiedliche Auffassungen gab. Die einen begriffen die Äußerungen als diskriminierend und verletzend, während andere der Meinung waren, dass es doch nur Spaß sei. Dadurch war ersichtlich, dass unterschiedliche Sensibilisierungsstufen unter den Teilnehmenden herrschten. Umso wichtiger war es daher, den Empowerment-Workshop mit allen durchzuführen, um sie nicht nur durch Anleitung des Workshopleiters, sondern auch, um sich gegenseitig zu sensibilisieren.  

Als nächstes bekamen die Teilnehmende die Aufgabe, ihre innere Haltung gestalterisch mit verschiedenen Materialien, die ausgelegt wurden, darzustellen. Dabei sollten sie mit unterschiedlichen Gegenständen zeigen, welche Ressourcen sie bereits besitzen, um sich gegen rassistische Diskriminierung zu wehren. Zunächst noch zurückhaltend, doch später sehr lebhaft stellten die teilnehmenden Senior*innen ihre „innere Landschaften“ zusammen.  

Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurden dann die einzelnen Kunstwerke vorgestellt. Es war sehr eindrucksvoll, welche Fähigkeiten die Teilnehmende bereits besaßen. Viele der Ressourcen waren geprägt von den langjährigen Erfahrungen und Wissen, die sie als Senior*innen im Laufe ihres Lebens gesammelt hatten. Einigen helfen ihre innere Ruhe und Geduld, um rassistischen Anfeindungen entgegenzutreten. Andere wiederum besitzen Erfahrungswerte und können somit Diskriminierungen erkennen und sich dagegen wehren. Auch schöpfen viele Kraft durch die Solidarität von Familie und Freund*innen.  Am letzten Teil des Workshops angelangt, werteten die Teilnehmenden die letzten beiden Tage mit dem Workshopleiter und dem Projektteam aus. Alle konnten sich darauf einigen, dass die beiden Tage sehr wertvoll waren und waren schon ganz gespannt, was sie in den kommenden Workshopeinheiten erwarten wird. 

 



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